OSTSEE-ZEITUNG  - Ribnitz-Damgarten
Dienstag, den 11.Januar 2022 Seite 11

Saaler bieten ausgesetzten Samtpfoten Zuflucht
Seit mehr als 30 Jahren ist
Hannelore Schinkowsky als
Tierschützerin aktiv
Wir verstehen uns als Katastrophenschutz
für Tiere aller Art,
hauptsächlich aber für Katzen.
            Von Anja Krüger

Saal. Es sind zum Teil berührende Geschichten, die Hannelore Schinkowsky und Wolf-Dieter Graupner von den Samtpfoten erzählen, die bei ihnen in der Notunterkunft, im Naturtierheim, in Saal sind. Nicht selten enthalten sie das Wort „ausgesetzt“. Zum Teil stehen sie aber auch in engem Zusammenhang mit menschlichen Schicksalen. Doch nicht nur für diese Tiere schlägt das Herz des Paars, sondern auch für die freilaufenden Katzen, die von ehrenamtlichen Tierliebhabern an festen Futterstellen versorgt werden. „Sie erhalten von uns Futterspenden und wir sorgen dafür, dass die freilebenden Katzen kastriert werden“, berichtet Hannelore Schinkowsky.

Ab und an geht es nicht ohne Polizeischutz
Sie hat mit einigen Mitstreitern Anfang der 90er Jahre den Verein „Naturtierheim – Ostsee“ gegründet – damals noch unter dem Namen Tierhof Ribnitz-Damgarten, wie sie erzählt. Der Grund ist die politische Wende gewesen. „Viele Menschen sind damals in die alten Bundesländer gegangen und haben ihre Tiere hier zurückgelassen“, erzählt sie. Heute ist es anders. Tatsächlich handele sich beim Gros der Katzen, derer sie sich annimmt, um Fundtiere – oft ausgesetzte Tiere. „Wir stehen uns als Katastrophenschutz für Tiere aller Art, hauptsächlich aber Katzen. Wir kontrollieren und beraten auch Tierhalter bei Verstößen gegen das Tierschutzgesetz,
zum Beispiel bei nicht artgerechter Haltung von Tieren. Häufig werden wir durch Nachbarn oder besorgte Bürger darauf aufmerksam gemacht“, erzählt die 66-Jährige. Bestätigt sich der Verdacht, informieren sie das zuständige Amt. Nicht selten werden aber auch sie vom Amt um Hilfe gebeten. „Dann kommt es schon mal vor, dass wir im Beisein der Polizei Tiere aus einer Häuslichkeit holen“, berichtet Hannelore Schinkowsky.
Aktuell suchen fünf Samtpfoten ein neues Zuhause
Hauptsächlich ist das Paar, das die aktive Arbeit im Verein leistet, in Vorpommern unterwegs. Seit 2009, seit dem Jahr In der Notaufnahmeführt es Statistik, haben sie 740 Katzen bei sich aufgenommen, aufgepäppelt und vielen davon auch ein neues Zuhause vermittelt. „Im vergangenen Jahr sind es 59 Katzen gewesen, die wir aufgenommen haben. 57 haben wir vermittelt“, erzählt Hannelore Schinkowsky, die bis zur politischen Wende in der Landwirtschaft gearbeitet hat und letztlich durch eine ABM-Stelle Kontakt zum Tierschutz bekam. Aktuell sind fünf Samtpfoten im Saaler Naturtierheim untergebracht. Allesamt sind Fundtiere, zum Teil verletzt, gewesen. „Wir haben mal mit einem Zimmer auf dem Dachbode n des Stalls angefangen, mittlerweile sind es drei“, berichtet Hannelore Schinkowsky. Alle Tiere, die bei ihr in Saal Zuflucht finden, werden tierärztlich untersucht,
wenn nötig, behandelt, kastriert, so noch nicht geschehen, entwurmt, geimpft und gechipt. Auch eine Flohbehandlung gibt es. „Wir arbeiten mit verschiedenen Tierärztinnen und -ärzten zusammen, hauptsächlich aber mit einer Praxis in Barth“, erzählt Wolf-Dieter Graupner, der ursprünglich aus demLeipziger Raum stammt, einst al s Ingenieur für Elektrotechnik gearbeitet hat, seit dem Jahr 2006 in dem Verein aktiv ist.
Von Messis und menschlichen Schicksalen
Finanziert wird ihre Arbeit durch Spenden. „Für uns persönlich ist der größte Lohn die Dankbarkeit der Tiere, die sie durchaus zeigen“, sagt Hannelore Schinkowsky. Und natürlich, wenn sich je mand findet, der ein Tier aufnimmt. Dann freuen sich die beiden, wenn sie Post von ihren einstigen Schützlingen, beziehungsweise deren neuen Haltern bekommen. „Rückmeldungen bekommen wir ziemlich häufig. Es ist schön, im Nachhinein zu erfahren, dass es den Katzen gut geht“, sagt die 66-Jährige. „Wenn das Tier doch mal nicht zur neuen Familie passt, nehmen wir es auch wieder zurück“, fügt sie hinzu. Denn zahlreiche Tier-Schicksale hätten sie schon gesehen. „Oft werden wir gerufen, wenn Tiere unter schlimmen Bedingungen in verwahrlosten Wohnungen oder Stallungen weggeschlossen werden. Immer wieder bereitet uns das ‚Animal Hoarding‘, das messiehafte Tiersammeln, große Sorgen“, erzählt ihr Mann. Die Halter würden selten einsehen, dass sie den Tieren schaden, es ihnen nicht gut geht. „Und oft sehen sie nicht, dass sie selbst auch Hilfe brauchen. Wir bemühen uns in dem Fall, dass auch den Menschen geholfen wird. Aber in Deutschland darf jeder leben, wie er es für richtig hält“, berichtet Hannelore Schinkowsky. Ein konkretes Beispiel fällt ihr auf Anhieb ein. „Hier in der Gemeinde lebte mal ein älterer Mann in einem Wohnwagen. Besser gesagt: Er hauste in dem Wohnwagen. Mit ihm auch zwei Katzen. Den Katzen konnten wir helfen. Der Mann wollte keine Hilfe“, erzählt sie. Er sei später ins Krankenhaus und dann ins Heim gekommen, meint sie sich zu erinnern. Aber auch kuriose Einsätze hätten sie schon gehabt. Beispielsweise habe mal jemand ein Haus ersteigert. Was er nicht gewusst habe: „In dem Haus lebten 30 Katzen, die er sozusagen gleich mit ersteigert hatte“, berichtet die Saalerin.

                                                                              Kontakt Naturtierheim – Ostsee: unter www.naturtierheim-ostsee.de


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