„Russenkatzen“
hielten Tierschutzverein auf Trab
Nach
Abzug der
Garnisonsangehörigen mussten über 250 herrenlose Tiere, die
auf Pütnitz lebten, versorgt und
vermittelt werden.
Pütnitz – Zu den vielen Problemen, die
mit dem Abzug der Garnisonsangehörigen verbunden waren, gehörte die Frage:
Wohin mit den vielen Haustieren?
Hannelore Schinkowsky, die Frau
der ersten Stunde im Tierschutz unserer Region, erinnert sich:
Unmittelbar nach der
Wiedervereinigung gab es plötzlich sehr viele herrenlos herumstreunende Tiere; insbesondere
eine sich stark vermehrende Katzenpopulation, die zu verwildern drohte. Viele
Menschen verließen damals unser Bundesland und setzten ihre Tiere einfach aus.
Selbst Hunde wurden irgendwo angebunden und zurück gelassen. Die Tiere mussten
von der Straße geholt und vorübergehend untergebracht werden. Deshalb wurde im
September 1990 auf Initiative von Herrn Kai der Tierschutzverein „Tierhof
Ribnitz-Damgarten“ gegründet und in Freudenberg ein Tierheim als Auffangstation
aufgebaut.
Nach Abzug der Garnison 1994 aus
Pütnitz erhielten wir Kenntnis, dass in diesem riesigen militärischen
Sperrgebiet eine große Anzahl unkastrierter Tiere, vor allem Katzen lebte, die
von den Soldaten liebevoll umsorgt und vom kärglichen Proviant mit versorgt
worden waren. Offiziere hatten Hunde gehalten, die sie fast alle mitgenommen
hatten. Die dort verbliebenen Tiere durften keinesfalls sich selbst überlassen
werden. So schrieben wir Hilfegesuche an die Behörden bis hin zum ehemaligen
Ministerpräsidenten. Daraufhin wurde uns der Zutritt
auf das Gelände ermöglicht. Leider erhielten wir von keiner Stelle eine finanzielle
Unterstützung. Die verbliebenen 250 Katzen wurden auf dem Gelände vorerst täglich
mit Futter versorgt, um sie in einem guten Gesundheitszustand vermittelbar zu
halten. Die verbliebenen zwölf Hunde nahmen wir in unser Tierheim zur
Vermittlung auf.
Als Nachhut lebten noch einige
Offiziere mit ihren Familien auf dem riesigen Gelände. Viele von ihnen hatten
den Wunsch, Katzen in ihre ungewisse neue Heimat mitzunehmen. Dazu waren aber
tierärztliche Atteste erforderlich. Auch hier war unsere Hilfe notwendig. Ein
Tierarzt aus Ribnitz-Damgarten wurde geholt, um die Tiere zu untersuchen und
die erforderlichen Papiere auszustellen. Offiziersfrauen und Kinder brachten
die Tiere, die sie mit nach Hause nehmen wollten, zum „Feldtierarzt“.
Die Kosten für die medizinische
Behandlung wurden von unserem Verein übernommen. Einige der 250 Katzen vom
Pütnitzer Gelände nahmen wir gleich zur Vermittlung in unserem Tierheim in Freudenberg
auf. Offiziersfrauen und Kinder waren bei diesen Transporten dabei und
vergewisserten sich vor Ort in Freudenberg, dass die Tiere gut untergebracht
wurden.
Aber wohin mit den vielen anderen
Katzen?
Wieder starteten wir Hilferufe. Diesmal
an Tierschutzvereine in den alten Bundesländern, auch über Radio! Viele
Tierheime aus dem „Westen“ haben reagiert und uns die „Russenkatzen“
abgenommen. Für diese Hilfe sind wir heute noch dankbar. Alle Transporte wurden
tierärztlich überwacht, dokumentiert und mit dem Zusatz „Nicht für
Tierversuche“ versehen.
1996 mussten wir unser Tierheim in
Freudenberg an den Grundstücksbesitzer übergeben.
Bis dahin hatten wir über 2000
Katzen und Hunde aufgenommen und vermittelt. Tierhof Ribnitz e.V. wurde aufgelöst
und Naturtierheim-Ostsee Mecklenburg-Vorpommern als Nachfolge-Tierschutzverein gegründet. Seit dem sind wir in ganz
Mecklenburg-Vorpommern im Tier-, Natur- und Artenschutz ohne eigenes Tierheim aktiv
tätig.
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